Im lange Zeit sehr abgeschiedenen Sarntal in der Mitte Südtirols haben sich Traditionen besonders gut bewahren können. Noch heute zeichnet die Bewohner des Tales eine große Verbundenheit mit den Bräuchen und Traditionen ihrer Vorfahren aus.
Das Klöckeln
Das Klöckeln ist ein Adventsbrauch, den es in dieser Form nur mehr im Sarntal und nirgendwo anders in Südtirol und in Mitteleuropa gibt. Zwar gibt es noch vereinzelte Überreste der Tradition, doch nirgends wird der Brauch noch in dieser ursprünglichen Form praktiziert. Einst war das Klöckeln im gesamten Alpenraum – unter verschiedenen Bezeichnungen – verbreitet, im Sarntal ist die Tradition seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Das „Klöckeln“ stammt aus etymologischer Sicht vom Wort „klockn“ ab. Die hochdeutsche Entsprechung zu dem Sarner Dialektwort „klockn“ wäre das Wort „klopfen“.
Die „Zussler“ und die „Kutt“
Das Klöckeln findet an drei Donnerstagabenden im Advent, vor der Wintersonnwende, statt. Verkleidete und vermummte Männer ziehen in Gruppen von von Haus zu Haus, bitten um Gaben, tanzen und veranstalten dabei mit Schellen, Stöcken und Bockhorntuten viel Lärm. Gleichzeitig werden zwei überlieferte Lieder gesungen – das Klöckllied und das Danklied. Zwei der teilnehmenden Männer sind als Ehepaar verkleidet, sie werden als „Zussln“ bezeichnet, während die restlichen Männer „Kutt“ genannt werden. Furchterregende Masken gehören genauso zum Spektakel, wie die Teilnahme der gesamten Dorfbewohner. Es soll Unglück bringen, die Zussln auszusperren und so steht in jedem Haus ein Schnaps bereit, um das Paar zu empfangen. Vor allem wohlhabende Haushalte werden aufgesucht, vor dem Haus des Arztes, des Apothekers und des Pfarrers wird stets ein Stopp eingelegt. Frauen sind beim Klöckeln nicht erlaubt. Mischt sich doch eine verkleidete Frau unter die vermummte Gruppe, landet sie – falls sie enttarnt wird – im Dorfbrunnen.
Heidnischer Fruchtbarkeitsbrauch oder christliche Hexenvertreibung?
Wo die Ursprünge des Brauchs liegen, ist wissenschaftlich nicht gesichert. Eine gängige Theorie lautet, dass das Klöckeln ein vorchristlicher Fruchtbarkeitsbrauch ist, der eng mit dem germanischen Mythos verbandelt ist. Vor der Wintersonnwende hätten die Klöckler den Fruchtbarkeitsgott Donar, der mit einem rollenden Wagen aus der Luft kam, angekündigt. Mit ihren Zaubersprüchen versuchten die vermummten Gestalten, die Wintergeister auszutreiben und eine gute Ernte zu beschwören. Andere glauben wiederum an einen christlichen Ursprung der Tradition. So sei das Klöckeln ein christlicher Heischebrauch. Der Donnerstag galt zudem lange als Hexentag, an dem sich die Geister unter die Lebenden mischten. Noch heute kennt jedes Kind im Sarntal das Klöcknerlied auswendig, das so beginnt: „Heint isch a heilige Klöckelsnocht…“.
Der Sarner Alpenadvent
Neben den „Klöckler“-Donnerstagen ist auch der Sarner Alpenadvent in Sarnthein einen Besuch wert. Der traditionelle Weihnachtsmarkt steht weit jenseits vom üblichen Weihnachtskitsch und findet jedes Wochenende in der Adventszeit statt. An rund 20 weihnachtlich geschmückten Ständen bieten Gastronomen Sarner Spezialitäten und Handwerker Sarner Kunsthandwerk feil. Statt künstlicher Lichter erstrahlt das romantische Dorf im Licht von Laternen, besinnliche Konzerte und kleine Köstlichkeiten stimmen Groß und Klein auf die Weihnachtszeit ein.